Freitag, 2. Februar 2018

Der brennende Mann und die Hölle bei Renzenhof

Zwischen Renzenhof und Himmelgarten in der Nähe des Moritzberges liegt ein Waldstück, das in alten Tagen „Hölle“ genannt wurde. In dieser Gegend, so erzählte man sich, erschien so manchem, der in der Winterzeit zur Zeit des Sonnenuntergangs noch im Wald war, eine schaurige Gestalt: ein von roten Flammen umhüllter Mann, der einmal das Gesicht eines Fuchses, andernmals das eines Hirsches, dann wieder die Züge eines uralten Mannes, der ohne Regung in die Ferne blickte, hatte.

Nun wollte an einem kalten und verschneiten Wintertag ein Bäuerlein aus Renzenhof Brennholz zum Besitz des Nürnberger Katharinenklosters nach Himmelgarten bringen. Da der Tag aber so kalt war und es dem Bauern deshalb wenig verlockend schien, mit dem Pferdegespann in den Schnee aufzubrechen, kehrte er lieber vorher in der Renzenhofer Dorfwirtschaft ein, wo er mit einigen guten Trinkkameraden noch ein oder zwei Becher Glühweins trank. Schließlich ging es auf den Nachmittag zu und besagter Bauer besann sich endlich seiner Pflichten. Draußen war inzwischen ein starker Wind aufgekommen und auch zu schneien hatte es wieder begonnen. Das Renzenhofer Bäuerlein fluchte, setzte aber seinen Weg in den Wald fort, da ihm gutes Geld für das Holz beim Klosterhof winkte.

Weil der Bauer, wie erwähnt, einige Zeit beim Trinken dahingebracht hatte, ging es allmählich auf den Sonnenuntergang zu und das Ende des Waldes war noch nicht in Sicht. Auch schluckten die dicht stehenden Bäume ohnehin ein Gutes des spärlichen Winterlichts fort, bevor es den Boden erreichte. Da fluchte der Bauer zum wiederholten Male und rief laut: „Verdammt sei's, wenn nur der elende brennende Mann käme, mir mit seinen Flammen den Weg zu leuchten!“.
Plötzlich wurde es da so ganz und gar still im Wald, kein Windhauch war zu hören, kein Vogelgesang, kein einziges Geräusch. Und als der Bauer sich umblickte, sah er ihn, den brennenden Mann, wie er ihn aus schrecklich rotglühenden Fuchsaugen ansah und ihm steten Schrittes nachging.

Den Landmann ergriff Furcht wie er dies schreckliche Gespenst sah. Er trieb sein Lastpferd an und auch selbst schaute er wohl, seinen Schritt nach bester Möglichkeit zu beschleunigen. Jedoch, wann immer er sich umdrehte, war dort noch der fürchterlich anzuschauende brennende Mann. Als nun der Renzenhofer Holzbauer in fast unerträgliche Angst und Schrecken verfallen war, hörte er wie von weit her die Glocken der Schönberger Kirche läuten und gleichzeitig erkannte er das trübe Licht der Nachmittagssonne wieder zwischen den Bäumen, dort wo der Wald aufhört, und in die offenen Felder übergeht. Da sprach er voller Erleichterung und Freude: „Dank sei Gott, da bin ich endlich heraus aus dem Höllenwald!“.

Und in diesem Moment war der brennende Mann hinter ihm verschwunden.

Von diesem Tag an aber hat keiner mehr die unheimliche Gestalt im Walde bei Renzenhof gesehen und der Name „Hölle“ für jenen Ort geriet langsam in Vergessenheit.







Illustration: Leif Günter
Sage nacherzählt von R. Roland

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