(Erzählt aus kundigem Mund
und nach bestem Wissen und Gewissen aufgeschrieben vom Autor)
Wenn im Oktober das Jahr in sein
letztes Viertel eintrat, war der Zeitpunkt, an dem die letzten
Arbeiten an der Futterrübenernte getan waren. Die Rüben waren aus
der Erde geholt und eingelagert. Wer keinen passenden Keller zur
Rübenlagerung besaß, legte sich eine „Rübenmiete“ („Groum“)
dazu an.
Mit dem Kommen der kalten Jahreszeit,
wenn alle Ernten abgeschlossen waren, fing für die Landwirte, die
über eigenen Wald verfügten, auch die Zeit für die Arbeit im Wald
an. Die Bäume befanden sich in der winterlichen „Saftruhe“, ihr
Holz war deswegen trockener und besser als Brennmaterial geeignet,
weshalb der Winter die beste Zeit für „das Holz“ war. Im Winter,
wenn nichts gesät und nichts geerntet wurde, ging es daher zur
Arbeit in den Wald hinaus, für das jetzt benötigte Brennholz.
Für die Tiere des Waldes ist die Brut- und Setzzeit im Winter vorbei, die Waldarbeiten stören sie nun am wenigsten.
Für die Tiere des Waldes ist die Brut- und Setzzeit im Winter vorbei, die Waldarbeiten stören sie nun am wenigsten.
Am Vorabend des dreizehnten Dezembers
ging die „schiache Luz“ durch die Dörfer, eine Schreckgestalt
mit Wurzeln in noch heidnischer Zeit. Die „Luz“, schrecklich
anzusehen und mit einer Sichel in der Hand, wurde angeblich in
manchen Regionen mit kleinen Essensgaben vor der Haustür geehrt, auf
dass sie die Felder segne. Den Kindern machte man hingegen Angst:
„Pass auf, sei brav, sonst holt dich die Luz!“
Leif Günter: Die "Luz" |
Die Christmette fand in früheren Zeiten erst um Mitternacht statt, und so manches Kind freute sich, wenn es für alt genug befunden wurde, das erste Mal selbst zu dieser besondere Andacht in jener Lichtnacht mitgenommen zu werden.
Auch nach der Christmette ging das Dorf
nicht sofort zur Ruhe, sondern es war der Brauch, den Nachbarn oder
einen Bekannten z. B. noch auf einen Punsch in die gute Stube
einzuladen. So wurde es darüber oft späte Nacht, und das pünktliche
und frühe Aufstehen am nächsten Morgen zur Stallarbeit war
dementsprechend keine reine Freude.
In der Zeit nach den
Weihnachtsfeiertagen gab es in manchen Orten den Brauch der
Christbaumversteigerung. Örtliche Vereine, die Feuerwehr oder die
Pfarrgemeinde sammelten kleine Gaben, Lebensmittel oder Nützliches,
bei den Leuten der Gegend ein. Diese wurden dann am Abend der
Christbaumversteigerung an die Zweige eines bereits von seinem
Weihnachtsschmuck befreiten Christbaums gehängt. Nun wurde im
örtlichen Wirtshaus dieser Baum und das daran hängende Zweig für
Zweig höchstbietend für einen guten Zweck versteigert. Für die
Dorfleute war dieser Abend ein willkommener Anlass für Geselligkeit,
aber auch dazu, den eigenen Wohlstand und Gemeinschaftssinn durch
möglichst großzügige Gebote vor aller Augen zu zeigen.
Das waren Bräuche und Gepflogenheiten
aus Niederbayern, wie sie vor gut sechzig Jahren noch begangen worden
sind. Über manches davon mag sich gewiss Zeit und Vergessenheit
gelegt haben und anderes an seine Stelle getreten sein.
Text: Tobias Amann
Illustration: Leif Günter
Der Künstler:
Leif Günter hatte mit 2 Jahren zum ersten mal Stifte in der Hand. Fachabitur Gestaltung im Jahr 2004 an der Staatlichen FOS in Nürnberg. Suchender, Anders-Denker, mag elektronische Musik, Kunst und Comics, liebt es Tee trinken, meditiert unregelmäßig.
Text: Tobias Amann
Illustration: Leif Günter
Der Künstler:
Leif Günter hatte mit 2 Jahren zum ersten mal Stifte in der Hand. Fachabitur Gestaltung im Jahr 2004 an der Staatlichen FOS in Nürnberg. Suchender, Anders-Denker, mag elektronische Musik, Kunst und Comics, liebt es Tee trinken, meditiert unregelmäßig.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.